Der von den Vereinten Nationen ins Leben gerufene World Youth Skills Day (Tag für den Kompetenzerwerb junger Menschen) findet seit 2014 jährlich am 15. Juli statt. Der Tag unterstreicht die Wichtigkeit, junge Menschen zu einem wirtschaftlich selbstständigen Leben und zu nachhaltigen Lebensstilen zu befähigen. In Deutschland zeigte die jüngste PISA-Studie erneut, wie stark die Perspektiven junger Menschen schon früh durch die Bildung der Eltern bestimmt werden. Der Bericht „Bildung in Deutschland 2024“ spricht eine deutliche Sprache: 2022 verließen 52.000 junge Menschen die Schule ohne Abschluss, das sind 6,9 Prozent aller Schulabgänger*innen.
„Wir sehen seit Jahren die Konsequenzen eines unterfinanzierten, mit Nachwuchsproblemen ringenden und wenig innovationsfreudigen Bildungssystems“, resümiert Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender des Internationalen Bundes (IB) und ergänzt: "Die schwierige Situation junger Menschen ohne Schulabschluss setzt sich im Beruf fort. Wer nach einer von vielen Misserfolgen geprägten Schullaufbahn düstere Aussichten auf eine Ausbildung hat, fühlt sich nicht gebraucht. Das ist ein schlimmes Gefühl und eine große Hypothek für die Gesellschaft!“
Es fehlen Tempo und Wille, um junge Menschen mit besseren Bedingungen und mehr Plätzen für Erziehungsberufe zu begeistern
Thiemo Fojkar möchte sensibilisieren, dass sich etwa Lernrückstände über biographische Übergänge hinweg auswirken. Er illustriert dies an einem Beispiel: „Wenn eine Kommune geflüchteten Familien aufgrund von Personalmangel keine Kita-Plätze anbieten kann, stehen diese Kinder höchstwahrscheinlich auch in der Grundschule vor größeren Schwierigkeiten."
Der IB vertritt die Sichtweise, dass sich Lösungen für bildungspolitische Herausforderungen zunehmend wechselseitig beeinflussen. Anschaulich wird das am aktuellen Thema Ganztagsbetreuung in der Grundschule. Für die schlechter werdenden Leistungen der Grundschüler*innen und ihre Belastungen in der nachfolgenden Sekundarstufe kann die Einführung qualitativ hochwertiger Ganztagskonzepte in den Klassen 1 bis 4 ein guter Lösungsansatz sein. „Gute Angebote können den engen Zusammenhang von Bildung der Eltern und Bildung der Kinder auflösen“, sagt Fojkar, „sind aber personalintensiv“.
Unter anderem Engpässe in der Erzieher*innenausbildung behindern jedoch diese Lösung. Die Eintritte in die Schulausbildung für Erzieher*innen sind bundesweit rückläufig. Es fehlen Tempo und Wille, um mit besseren Bedingungen und mehr Plätzen mehr junge Menschen dafür zu begeistern. Das Beispiel zeigt: Wer den Herausforderungen in einem Bereich des Bildungssystems begegnen möchte, muss meist auch in einem anderen Bereich aktiv werden.