27. Mai 2015
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
die dieses Schreiben mittragenden Organisationen setzen sich für gleichberechtigte Lebenschancen von Menschen mit Behinderung weltweit, insbesondere in sogenannten Entwicklungsländern ein. Weltweit leben mehr als 1 Milliarde Menschen mit einer Behinderung. Sie gehören mit zu den global am stärksten benachteiligten Gruppen.
Die G7 versteht sich als Wertegemeinschaft für Frieden, Sicherheit und ein selbstbestimmtes Leben der Menschen. Die Menschenrechte gehören zu ihren zentralen Grundsätzen. Wir begrüßen es sehr, dass Sie mit der deutschen Präsidentschaft einen besonderen Fokus auf Aspekte legen möchten, die von globaler Dringlichkeit und für die Verbesserung der Lebensqualität der Menschen von zentraler Bedeutung sind.
Menschen mit Behinderung gehören dazu – und werden doch noch allzu oft vergessen. Daher wenden wir uns mit diesem Schreiben an Sie mit der Bitte, darauf zu achten, dass Menschen mit Behinderung bei den folgenden wichtigen Themen des G7-Gipfels berücksichtigt werden und ihre Teilhabe in der Umsetzung konkret verankert wird:
1. Post-2015-Agenda
Im September 2015 wird die Post-2015-Agenda von den Staats- und Regierungschefs beschlossen werden. Sie wird das Entwicklungsziel der Armutsbekämpfung mit der nachhaltigen Entwicklung verknüpfen. Besonders in Entwicklungsländern besteht zwischen Armut und Behinderung ein enger Zusammenhang.
Wir appellieren daher an Sie: Setzen Sie sich bitte dafür ein, dass die G7-Staaten sich für eine inklusive Teilhabe von Menschen mit Behinderung in der Post-2015-Agenda stark machen und die Inklusion von Menschen mit Behinderung in der Konferenz „Financing for Development“ in Addis Abeba entsprechende Berücksichtigung findet.
2. Gesundheit
Gesundheit wird ein weiteres wichtiges Thema des Gipfels werden. Neben Antibiotikaresistenzen, vernachlässigten und armutsassoziierten Krankheiten sowie der Ebola-Krise geht es Ihnen auch um die Stärkung von Gesundheitssystemen. Bei der Stärkung von Gesundheitssystemen bitten wir Sie, Menschen mit Behinderung nicht zu vergessen und sich dafür einzusetzen, dass Gesundheitssysteme inklusiv und barrierefrei gestaltet werden. Barrierefreiheit ist ein wichtiges Kriterium, um wirklich allen Menschen Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen zu ermöglichen.
3. Empowerment of Women
Im Rahmen des Gipfels soll eine Initiative für die berufliche Bildung von Mädchen und Frauen in Entwicklungsländern gestartet und ihre wirtschaftliche Selbstständigkeit gefördert werden. Wir begrüßen diese Initiative sehr und bitten Sie, sich dafür einzusetzen, dass dabei auch Mädchen und Frauen mit Behinderung berücksichtigt werden. Gemessen daran, was bislang über diese Initiative bekannt ist, drohen Mädchen und Frauen mit Behinderung wieder vergessen zu werden. Trotz des Rechts auf Teilhabe und Entwicklung ist Inklusion noch keine Selbstverständlichkeit und braucht Menschen, die sich aktiv dafür einsetzen. Wir hoffen daher auch auf Ihr Engagement, um Menschen mit Behinderung nicht wieder zurückzulassen, sondern sie aktiv miteinzubeziehen.
Bei den sicherlich nicht einfachen Verhandlungen des G7-Gipfels wünschen wir Ihnen viel Ausdauer und Kraft!
Den Brief im Original können Sie hier herunterladen.