Gestern haben das Auswärtige Amt, das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und die Deutsche UNESCO-Kommission den UNESCO-Weltbildungsbericht 2020 zum Thema "Inklusion und Bildung: Für alle heißt für alle" vorgestellt. In einer virtuellen Veranstaltung diskutierten hochrangige politische Vertreterinnen und Vertreter gemeinsam mit internationalen Expertinnen und Experten die Auswirkungen auf die Bildung in Deutschland und die deutsche Entwicklungszusammenarbeit. Zu den Gästen zählte auch der IB-Vorstandsvorsitzende Thiemo Fojkar.
Obwohl sich die Weltgemeinschaft zum Ziel gesetzt hat, mit der Globalen Agenda Bildung inklusive und chancengerechte Bildung für alle bis 2030 sicherzustellen, haben weltweit mehr als eine Viertel Milliarde Kinder und Jugendliche keinen Zugang zu Bildung, so ein Ergebnis des Berichts. Millionen andere werden aufgrund ihrer Herkunft, Identität oder einer Behinderung innerhalb des Bildungssystems ausgegrenzt. Die Covid 19-Pandemie droht diese Ungleichheiten noch zu verschärfen. So haben beispielsweise etwa 40 Prozent der Länder mit niedrigem und niedrig-mittlerem Einkommen während der Covid-19-Krise keine Maßnahmen zur Unterstützung der von Exklusion bedrohten Lernenden ergriffen. Die UNESCO warnt, dass durch die Corona-Pandemie die jährliche Finanzierungslücke für Bildung in den Ländern mit niedrigem und niedrig-mittlerem Einkommen von 148 Milliarden US-Dollar um bis zu ein Drittel auf fast 200 Milliarden US-Dollar ansteigen wird.
„Der Weg zu einer umfassenden systemischen inklusiven Bildung ist offensichtlich noch sehr steinig“, kommentiert Fojkar die vorgestellten Ergebnisse. „Um bis 2030 die auch in den Sustainable Development Goals (SDGs) festgelegten Ziele erreichen zu können, kommt es jetzt darauf an, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Den Eltern behinderter Kinder kommt dabei eine besondere Rolle zu. Sie müssen von der Politik besonders unterstützt werden“, so Fojkar weiter. Es gebe viele gute Ansätze, die aber nicht überall denselben Erfolg hätten. „Im Mittelpunkt muss immer die gleichberechtigte Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben stehen. Dieses Ziel hat sich auch der IB als Querschnittsaufgabe gesetzt, nicht nur in seinen Bildungsmaßnahmen. Inklusive Bildung ist dabei die Basis für gemeinsame Lernerfahrungen. Das bereichert das gesamte gesellschaftliche Leben“, resümiert der IB-Vorstandsvorsitzende.
Er erinnert in diesem Zusammenhang auch an die UN-Behindertenrechtskonvention. Sie sei ein Meilenstein für die Inklusion - nicht nur für Menschen mit Behinderungen, sondern für die gesamte Gesellschaft. Diese Konvention konkretisiere die universellen Menschenrechte für Menschen mit Behinderungen und betone deren uneingeschränktes und selbstverständliches Recht auf Teilhabe.
Die Konvention ist am 26. März 2009 auch von Deutschland ratifiziert worden. Seitdem sei viel in diesem Bereich passiert, so Fojkar, bis zu einer gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben sei es aber noch ein weiter Weg.
Einen Tag nach der Präsentation des Berichts hat auch der Expertenkreis der deutschen Unesco-Kommission in einer Pressemitteilung vor einem Rückgang der inklusiven Bildung als Folge der Corona-Pandemie gewarnt.