Die im vergangenen Jahr gestartete Initiative #NeustartBildungJetzt hat ein Konzept für einen „Bildungsdialog für Deutschland“ vorgestellt. Ziel des Papiers ist es, neue Wege zu zeigen, um im Schulterschluss zwischen Politik und Zivilgesellschaft an einer Lösung der massiven Herausforderungen im deutschen Bildungssystem zu arbeiten. Der Internationale Bund (IB) sowie 93 weitere Organisationen – darunter Bildungs-, Wohlfahrts-, Eltern- und Fachkräfteverbände, Gewerkschaften, Stiftungen und Bildungsinitiativen – weist die Initiative eine breite gesellschaftliche Unterstützung für das Konzept auf. Entsprechend bemerkenswert ist die Geschlossenheit des Bündnisses: Organisationen mit teilweise sehr unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern und Interessen haben sich über gemeinsame Ziele verständigt und für den Bildungs-Neustart in der Bildung zusammengearbeitet. Ein solcher Schulterschluss wurde lange nicht für möglich gehalten. Der IB ist bundesweit und in großem Stil als Bildungsanbieter tätig und betreibt unter anderem mehrere allgemeinbildende, berufliche und Hochschulen.
Der „Bildungsdialog für Deutschland“ knüpft an den Appell für einen Nationalen Bildungsgipfel aus dem März 2023 an, den das damals noch aus 54 Organisationen bestehende Bündnis an die Politik gerichtet hatte. „Mit dem ‚Bildungsdialog für Deutschland‘ legen wir nun eine konkrete Idee vor, wie sich die Akteure im Bildungswesen an einen Tisch bringen lassen. Die Aufgaben sind so groß und miteinander verwoben, dass sie sich nicht von einzelnen Akteuren allein lösen lassen. Mit dem Konzept reichen wir aus der Zivilgesellschaft heraus der Politik die Hand, um gemeinsam an einer besseren Bildung in unserem Land zu arbeiten“, erklärt Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender des IB.
Der Grundgedanke des Konzepts ist Kooperation – sowohl zwischen politischen Ebenen und Ressorts, als auch zwischen Politik und Zivilgesellschaft. Die unterzeichnenden Organisationen sind bereit, ihre Kompetenzen und Erfahrungen aktiv in den Reformprozess einzubringen, um die Politik zu unterstützen. Diese neuartige Zusammenarbeit von Bildungspraxis, Wissenschaft und Zivilgesellschaft mit der Politik kann nach Ansicht der Initiative die Dynamik entfalten, um das Bildungssystem in Gänze zukunftsfest zu machen.
Im Sinne des offenen Charakters verzichtet das Konzept auf inhaltliche Reformvorschläge und stellt die Gestaltung des Dialogs in den Mittelpunkt. Mit Blick auf die Bildungshoheit der Länder schlagen die Verfasser*innen vor, dass die Bundesländer den Prozess initiieren – zum Beispiel im Rahmen der Ministerpräsidentenkonferenz. Die Steuerung könnte bei den zuständigen Fachministerkonferenzen von Kultusministerkonferenz (KMK) und Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) angesiedelt sein.
„Bildungsdialog für Deutschland“ stärkt auch die Demokratie
Im ersten Schritt müssten sich die Beteiligten auf gemeinsame Handlungsfelder verständigen. Ein Großteil der inhaltlichen Arbeit würde in Fachforen erfolgen, in denen Politik, Kommunen, Verwaltung, Bildungseinrichtungen, Verbände, Wissenschaft und Gewerkschaften vertreten sind und deren Zusammensetzung je nach Themenfeld variiert. Geeignete Beteiligungsformate begleiten die Arbeit der Fachforen. Über Präsenz- oder Online-Veranstaltungen können auch gesellschaftliche Gruppen ihre Perspektiven einbringen, die sonst eher wenig Gehör finden, allen voran Kinder und Jugendliche. Die Ergebnisse aus den Fachforen werden auf regelmäßigen Spitzentreffen von Politik und Zivilgesellschaft zusammengetragen und zu konkreten Zielen – zum Beispiel politischen Maßnahmen – verdichtet. Für die Steuerung des Dialogprozesses empfiehlt das Bündnis zudem eine professionelle Unterstützungsstruktur, die gemeinsam von Politik und Zivilgesellschaft getragen werden könnte. Wichtig ist in jedem Fall, die Kontinuität des Prozesses über Legislaturperioden hinweg sicherzustellen.
„Wir haben uns bewusst entschlossen, mitzuwirken. BBB, die Bildungsallianz des Deutschen Mittelstandsverbandes sowie der IB arbeiten in vielen Fragen Beruflicher Bildung eng zusammen und ergänzen sich hervorragend. Bildung und deren Optimierung in unserem Land liegen uns am Herzen - natürlich auch in Zusammenarbeit mit anderen Verbänden. Wohlstand und Demokratie entwickelt sich nur durch Bildung. Deshalb ist sie von fundamentaler Bedeutung für die Volkswirtschaft im Sinne einer sozial-ökologisch-kulturellen Ausrichtung und der Sicherung des Sozialstaates sowie der gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit dem Ziel der Selbstbestimmtheit ohne Transferleistungen. Wir kümmern uns darum! Man muss dazu die notwendigen politischen Rahmenbedingungen schaffen, um unsere qualitativ hochwertigen Dienstleistungen nachhaltig wirken zu lassen. Genau hier liegt die Lücke und dagegen kämpfen wir an. Getreu dem Motto: Nicht nur reden, sondern handeln!“, so Thiemo Fojkar.
Die Kultusministerkonferenz hat bereits angekündigt, sich dem Bildungsdialog zu stellen.