IB macht auf Situation gering literalisierter Menschen in der Pandemie aufmerksam


Der Internationale Bund (IB) weist darauf hin, dass es in der Pandemie um so schwieriger für Menschen ist, die nicht richtig lesen und schreiben können. Foto: Ahmad Ardity / pixabay.com

Der Internationale Bund (IB) macht auf die in der Pandemie verschärfte Situation von gering literalisierten Menschen in Deutschland aufmerksam. Nach den Forschungsergebnissen der „LEO 2018 - Leben mit geringer Literalität"-Studie leben in der Bundesrepublik rund 6,2 Millionen Deutsch sprechende Erwachsene, die allenfalls bis zur Ebene einfacher Sätze lesen und schreiben können. Der Begriff „funktionale Analphabeten“ ist seit Veröffentlichung dieser Studie nicht mehr zeitgemäß und wird von der Zielgruppe häufig als stigmatisierend empfunden.

Erwachsene, die nicht ausreichend lesen, schreiben und rechnen können, haben ohnehin größere Herausforderungen, ihren Alltag zu bewältigen. Egal ob am Arbeitsplatz, beim Behördenkontakt oder im Freundeskreis: Ständig müssen diese Menschen improvisieren. Sich zu offenbaren und in einzelnen Situationen um Hilfe zu bitten, kommt für die meisten oftmals nicht in Frage. Noch immer tabuisiert die Gesellschaft das Thema, obwohl in den vergangenen Jahren viel zur Enttabuisierung beigetragen wurde. Dabei können laut einer Studie, aus der die Wochenzeitung Die Zeit zitiert, 15 Prozent der Schulabgänger*innen eines Jahrgangs nicht ausreichend lesen.

Die COVID-19-Pandemie vergrößert die Probleme dieser Menschen: Nach einer Untersuchung der Stiftung Lesen haben fast 40 Prozent von ihnen angegeben, wichtige Informationen zu Corona, also zum Beispiel Schutzmaßnahmen oder Impfhinweise, nicht nachvollziehen zu können.

IB arbeitet bei der AlphaDekade mit Bund und Ländern zusammen

Bund und Länder hatten bereits vor der Pandemie das Jahrzehnt zwischen 2016 bis 2026 zur AlphaDekade ausgerufen, um sich diesem Thema zu widmen. Der IB ist seit 2017 Partner der Dekade. Er setzt sich in mehreren Forschungsvorhaben und Projekten, unter anderem dem dreijährigen, lebensweltlich orientierten Projekt „Delta-Netz Transfer“, aktiv in diesem Rahmen ein, um die Lese- und Schreibfähigkeiten Erwachsener in Deutschland deutlich zu verbessern. Die entscheidende Schwelle ist dabei, die Zielgruppe zu erreichen und zum Lernen zu aktivieren.

Der Internationale Bund trägt aktuell in Baden-Württemberg und Hessen Grundbildungszentren, in denen entsprechende Angebote stattfinden. Allerdings zeichnet sich mit dem Übergang der Förderung in den Europäischen Sozialfonds aktuell eine deutlich schlechtere Finanzierung dieser Zentren ab. Grund dafür ist ein hoher Eigenanteil, den die Träger erbringen müssen.

„Literalität ist die Grundvoraussetzung für gleichberechtigte Teilhabe. Ohne sie kann man vieles nicht wahrnehmen, das für andere selbstverständlich ist. Wenn wir diese Menschen nicht vom gesellschaftlichen Leben abhängen wollen, müssen wir alles dafür tun, ihnen diese Kompetenzen zu vermitteln. Dazu gehört auch eine ausreichende staatliche Finanzierung für die Grundbildungszentren“, sagt Thiemo Fojkar, IB-Vorstandsvorsitzender.


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Die Stiftung des Internationalen Bundes sammelt nach wie vor Geldspenden, um Menschen zu unterstützen, die aus der Ukraine nach Polen geflohen sind.  Nähere Angaben dazu sowie viele weitere Informationen zum Thema gibt es hier.

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