IB fordert mit 50 weiteren Organisationen: Armut nicht als individuelles Versagen sehen!


Logo der Nationalen Armutskonferenz (NAK)

Logo der Nationalen Armutskonferenz (NAK): Der Internationale Bund (IB) ruft mit 50 weiteren Organisationen zu mehr Rücksichtnahme gegenüber von Armut betroffenen Menschen auf. Logo: NAK

Gemeinsam mit 50 großen Wohlfahrtsverbänden, sozialen Trägern und Institutionen fordert der Internationale Bund (IB) in einem Appell, Armut nicht nur als individuelles Versagen zu sehen. In der Gesellschaft herrschen immer noch Vorurteile gegenüber Familien, die Armut erfahren. Diese werden über manche Medien zementiert. Auf dem Treffen des Ratschlag Kinderarmut am 16.Juni 2023 riefen die Unterzeichner*innen deshalb gemeinsam dazu auf, Haltung zu zeigen und sich unterstützend hinter armutsbetroffene Kinder, Jugendliche und ihre Familien zu stellen.

Der Ratschlag Kinderarmut entstand im Rahmen der Nationalen Armutskonferenz (NAK), einem Bündnis von Organisationen, Verbänden und Initiativen, die sich für eine aktive Politik der Armutsbekämpfung einsetzen. Der IB ist Mitglied der NAK. Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender des IB und Delegierter des freien Trägers bei der NAK, zitiert den Appell: „Wir fordern, die Ursachen von Armut vorurteilsfrei in den Blick zu nehmen, um Kinderarmut nachhaltig zu bekämpfen! Betroffene brauchen Solidarität, Wertschätzung, Unterstützung und Chancengerechtigkeit!"

Armut überdauert in Deutschland sechs Generationen

Betroffene kämpfen mit schlechten Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt, wie niedrigen Löhnen und prekären Beschäftigungen. Dazu kommt eine oft schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Arbeitslosigkeit, Trennung, Krankheit, Migration und Flucht steigern das Armutsrisiko erheblich. Die Konsequenz: Nicht jedes Kind startet mit den gleichen Grundvoraussetzungen. Statistisch betrachtet überdauert Armut in Deutschland aktuell sechs Generationen. Das heißt umgekehrt, dass trotz größter eigener Bemühungen fünf Generationen aus eigener Kraft nicht den Aufstieg schaffen. Armut ist kein individuelles Versagen, sondern ein strukturelles Problem! 

Die am Appell beteiligten Organisationen nehmen die von manchen Medien und Parteien gezeichneten Bilder von Armutsbetroffenen als problematisch wahr. Vorurteile gegenüber einkommensarmen Eltern, sie würden die für ihre Kinder gedachten Geldleistungen für Alkohol und Tabak zweckentfremden, sind schlicht falsch. Sie verzerren den Blick auf die tatsächlichen Belastungen. Studien für Deutschland belegen hingegen, dass Eltern aus einkommensschwachen Familien eher bei sich selbst als bei ihren Kindern sparen. Es sind diese stigmatisierenden Denkweisen, die dringend notwendige politische Reformen und Lösungen verhindern.

Link zum Appell des Ratschlags Kinderarmut der Nationalen Armutskonferenz


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