"Die Türkei wird immer konservativer und islamischer"


In einem Interview mit dem Deutschlandfunk hat sich Lale Akgün, Mitglied des IB-Präsidiums, kritisch zum geplanten Austritt der Türkei aus der so genannten Istanbul-Konvention geäußert. Dieses Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, ist ein 2011 ausgearbeiteter völkerrechtlicher Vertrag. Es schafft verbindliche Rechtsnormen gegen Gewalt an Frauen und häusliche Gewalt. Auf seiner Grundlage sollen sie verhütet und bekämpft werden. Es trat am 1. August 2014 in Kraft.
Lale Akgün war von 2002 bis 2009 Bundestagsabgeordnete der SPD. Seit vielen Jahren engagiert sie sich für Frauenrechte in der Türkei und in Deutschland.
„Die Türkei wird immer konservativer, wird immer islamischer, und da stört natürlich ein Gesetz, in dem gesagt wird, dass man Frauenrechte schützen muss, dass man dafür sorgen muss, dass ein Mann zur Not auch die Wohnung verlassen muss“, so Lale Akgün in dem Gespräch. „Dieser Austritt ist für mich ein Quantensprung – man kann es vergleichen mit der Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee. Auf den ersten Blick ist das jetzt auch nicht so aufregend, aber es sind Mosaiksteinchen eines Gesamtbildes eines islamischen Staates. Letztendlich, wenn Sie mitbekommen, worüber diskutiert wird, dann merken Sie auch, warum dieser Austritt eine wichtige Funktion hat für einen weiteren Schritt zur Frauenunterdrückung.“
Der IB unterstützt mit seiner Tochtergesellschaft IBETH Menschen mit Behinderungen in der Türkei und betreibt zwei Rehaeinrichtungen. In Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) führt der IB seit 2017 Projekte zur Unterstützung von Menschen auf der Flucht durch. Im Rahmen der Projekte wurden mehr als 4000 Menschen unterstützt.
„Der IB ist als einziger freier Träger Mitglied des Vereins Charta der Vielfalt – wir sehen Vielfalt als Chance. Wer bei der Umsetzung von Frauenrechten die Uhr zurückdrehen will, marschiert in die falsche Richtung und zurück in die Vergangenheit. Der IB wird die Entwicklung in der Türkei weiterhin sehr aufmerksam beobachten“, unterstreicht der IB-Vorstandsvorsitzende Thiemo Fojkar. „In der Türkei gibt es auch eine große Zahl von Menschen, die diesen Weg der Regierung nicht mittragen. Es gilt, diese Menschen zu unterstützen.“


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