„Die Kinder mussten oft das Ganze mitansehen und -hören“

Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen: IB betreibt in Sachsen-Anhalt ein Schutzhaus für Betroffene – Auch ambulante Betreuung


Kinder-Spielzimmer im Schutzhaus des IB in Aschersleben

Kinder-Spielzimmer im Frauenschutzhaus Aschersleben: Der Internationale Bund (IB) unterstützt den Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November. Foto: IB

Am 25. November ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Seit 2021 ist der Internationale Bund (IB) Träger des Frauen- und Kinderschutzhauses in Aschersleben, Sachsen-Anhalt.

Eine Mitarbeiterin berichtet: „In unserem Frauenhaus erhält jede psychisch oder physisch misshandelte Frau mit ihren Kindern Schutz, Beratung, Begleitung und Unterstützung, unabhängig von Konfession, Nationalität und Herkunft. Das schließt das Selbstbestimmungsrecht, die Eigenverantwortung und die Würde jeder Frau und jedes Kindes ein.

„Meist bringt die Polizei Betroffene zu uns“

Das Frauenhaus nimmt die Schutzfunktion gegenüber Frauen und Kindern wahr, unterstützt sie bei ihrer Entscheidungssuche und Neuorientierung. Es ermutigt sie, ihre individuellen Rechte wahrzunehmen und stärkt ihr Selbstbewusstsein.

Meist bringt die Polizei Betroffene zu uns. Es gibt jedoch auch Frauen, die sich direkt über das Notfallhandy, unter der Nummer 0152 – 02 89 35 28, an uns wenden. Die Aufnahme erfolgt sieben Tage pro Woche rund um die Uhr.

Unsere erste Aktion nach der Übernahme dieser Einrichtung war die Eröffnung eines eigenen Postfachs. Denn eine Adresse haben wir offiziell gar nicht. Niemand darf erfahren, wo sich die Frauen aufhalten.

„Das würde sich ändern, sobald der Bundestag das Gewalthilfegesetz verabschiedet“

Das Haus wird durch Mittel des Landes Sachsen-Anhalt und einer Zuwendung durch den Landkreis gefördert. Da das Geld nicht ausreichend ist, sind auch wir auf Spendengelder angewiesen. Die Förderung von Frauenhäusern ist bundesweit nicht einheitlich geregelt. Jedes Jahr müssen wir Förderanträge stellen.

Das würde sich ändern, sobald der Bundestag das Gewalthilfegesetz verabschiedet. Dann wäre eine einheitliche Finanzierung garantiert. Zudem müssten Frauen mit eigenem Einkommen für den Aufenthalt nicht mehr anteilig selbst zahlen. Der Tagessatz des Eigenanteils beträgt bei uns 9 Euro und 4,50 Euro pro Kind. Das ist im Vergleich mit anderen Einrichtungen günstig. Wir sind ständig auf der Suche nach Spendengeldern. Die Stiftung der Familie Jentzen aus Hamburg hat uns einen Dienstwagen für 8.300 Euro finanziert.

„Die jüngste Bewohnerin war 18 Jahre, die älteste 87“

In diesem Jahr hat die Landesregierung allen Frauen- und Kinderschutzhäusern in Sachsen-Anhalt je 25.000 Euro extra zur Verfügung gestellt. Dafür konnten wir einen Spielplatz am Haus anlegen. Außerdem bekommen wir einige neue Möbel sowie eine Sicherheitseingangstür.

Seit Januar 2021 haben 48 Frauen und 44 Kinder Schutz bei uns gesucht. Die jüngste Bewohnerin war 18 Jahre, die älteste 87. Das Alter der Kinder lag zwischen „noch nicht geboren“ und dem 17. Lebensjahr. Die Auslastung des Hauses lag im Durchschnitt bei 85 Prozent. Rund um unsere Einrichtung gibt es viel Natur, sodass Frauen und Kinder Geborgenheit und Ruhe finden.

„Bei einem Neueinzug stellen sich alle Bewohnerinnen beim gemeinsamen Kaffee vor“

Im Haus gibt es drei Wohnbereiche, Küche und Esszimmer nutzen alle gemeinsam. Zudem verfügen die Kinder über ein großes, liebevoll eingerichtetes Spielzimmer. Wir haben außerdem einen Beratungsraum sowie eine Schutzwohnung, die als Übergangswohnung dient.

Ein Schwerpunkt ist die pädagogische Einzelfallarbeit sowie Gruppenarbeit mit den Betroffenen und ihren Kindern. Wer schon länger im Haus wohnt, steht den Neuen meist mit Rat und Tat zur Seite. So gibt es das Ritual, dass sich bei einem Einzug alle beim gemeinsamen Kaffee vorstellen.

Unter den Gewalterfahrungen leiden auch die Kinder

Für die Schulkinder ist eine zunehmend intensive Zusammenarbeit mit der Schule und den Schulsozialarbeitenden nötig. Die Kinder zeigen oft Auffälligkeiten im Sozialverhalten, die schulischen Leistungen sind meist nicht altersgerecht. Schließlich mussten sie oft die ganze Gewalt mitansehen und -hören. Aufgrund ihrer Gewalterfahrungen sind die Erziehungskompetenzen vieler Mütter in dieser Belastungssituation nicht ausgeprägt. Sie benötigen Unterstützung.

Eine weitere Aufgabe ist die ambulante Beratung von Frauen, die Gewalt erlebt haben. In den vergangenen fast vier Jahren haben wir 124 Betroffene ambulant beraten und in unserem Netzwerk angebunden.

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, auch im Namen unserer Frauen, der IB Mitte gGmbH zu danken, dass Neuankömmlinge beim Einzug einen gefüllten Kühlschrank vorfinden. Das ist in Frauenhäusern nicht unbedingt normal.“

Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender des IB, sagt dazu: "Ich danke allen Mitarbeitenden im IB, die sich um die Rechte und das Wohlergehen von Frauen und Kindern kümmern, die Gewalt erfahren haben. Das Thema benötigt noch mehr Aufmerksamkeit. Daher unterstützt der IB den Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen."


Spendenaktion

Die Stiftung des Internationalen Bundes sammelt nach wie vor Geldspenden, um Menschen zu unterstützen, die aus der Ukraine nach Polen geflohen sind.  Nähere Angaben dazu sowie viele weitere Informationen zum Thema gibt es hier.

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