Coronapandemie: Wenn Schule nur noch eine Last ist


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Seit zwei Jahren gehören Masken zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zum Schulalltag. Ungeachtet hoher Infektionszahlen fallen nun die meisten bundesweiten Corona-Schutzregeln weg – und damit die Maskenpflicht für Schüler*innen. Viele Mediziner und Virologen befürchten in der Folge steigende Inzidenzen, denn die Krankenstände bei Kindern, Jugendlichen und Lehrkräften sowie die Zahl der Quarantänefälle an Schulen sind bereits hoch wie nie. Für „überstürzt und unbedacht“ hält die Bundesschülerkonferenz die aktuellen Beschlüsse der Kultusministerkonferenz, bis Ende Mai alle Maßnahmen an Schulen fallen zu lassen: „Zu frühe Lockerungsschritte sind nicht nur für besonders gefährdete Lernende eine enorme Belastung, sondern stellen auch aus infektiologischer Sicht ein großes Risiko dar.“ Der Expertenrat der Bundesregierung zu COVID-19 weist zudem in seiner siebten Stellungnahme zum Kindeswohl in der Pandemie auf die schwerwiegenden Folgen hin: Durch Lockdown-Maßnahmen, Belastungen in der Familie wie Angst, Krankheit, Tod sowie dem Verlust an sozialer Teilhabe und Planungsunsicherheit haben psychische und physische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zugenommen. Betroffen sind vor allem Kinder aus sozial benachteiligten Familien. 

Dennoch wächst der Druck auf Kinder und Jugendliche. Laut Schätzungen fielen vom ersten Lockdown 2020 an zahlreiche Unterrichtsstunden aus. Der verpasste Lernstoff gilt als wichtig und muss nachgeholt werden. Die Ressourcen für das pädagogische Personal sowie die Zeit für Nachhilfe, sozialpädagogische oder therapeutische Unterstützung sind jedoch knapp. Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte arbeiten vielerorts immer noch am Limit. „Es handelt sich dabei um ein systemisches Problem, durch das vor allem sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche weiter abgehängt werden,“ unterstreicht der Vorstandsvorsitzende des IB, Thiemo Fojkar. Wie eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Robert Bosch Stiftung nun zeigt, verstärkt die Pandemie ein weiteres Problem im Schulsystem – Schulverweigerung. Bei einer bundesweiten Befragung von Lehrkräften im September 2021 berichteten 26 Prozent von einem Anstieg von Schulabsentismus seit der Pandemie, in sozialen Brennpunkten lag die Quote gar bei 35 Prozent. Zu den Ursachen für Schulschwänzen und lange Fehlzeiten zählen familiäre und soziale Probleme, Mobbing, psychische Belastungen, aber auch das Gefühl, von der Schule im Stich gelassen worden zu sein. Resignation und Rückzug sind die Folge. Ohne verlässliche Lehrkräfte und Unterstützung bleiben viele dieser Kinder unter dem Radar und erhalten zu spät Hilfe. 

Noch ist unklar, ob es dadurch auch zu mehr Schulabbrechern und damit zu einem Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit kommt. Thiemo Fojkar befürchtet jedoch, dass sich durch die aktuelle Bildungspolitik der Fachkräftemangel weiter verstärken wird. Laut DIHK-Report 2021 leidet jedes zweite Unternehmen unter Fachkräftemangel, ein Anstieg von vier Prozent in den letzten zwei Jahren. Er fordert daher: „Wir müssen Kindern und Jugendlichen nicht nur ermöglichen, Lernrückstände aufzuholen, sie müssen vor allem die Erfahrung machen, ein wertvoller Teil der Gesellschaft zu sein und sie brauchen verlässliche Perspektiven für die Zukunft“. Die Bildungsangebote des IB kommen dieser Aufgabe bereits nach: „Für uns ist Schule ein Ort des Lernens, aber vor allem der Begegnung und der partizipativen Teilhabe“, so Fojkar. „Wir fördern Kinder und Jugendliche individuell nach ihrem Bedarf und ihrer persönlichen Situation, ob  Schule, Berufsorientierung, Aus- und Weiterbildung.“


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