Der Internationale Bund (IB) kritisiert angesichts neuer Zahlen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG) den schleppenden sozialen Wohnungsbau in Deutschland. Die BAG meldet, dass im Verlauf des Jahres 2022 mindestens 607.000 Menschen wohnungslos waren. Davon lebten rund 50.000 vollständig ohne Unterkunft auf der Straße.
Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender des Internationalen Bundes, ist angesichts der Zahlen empört: "Es kann nicht sein, dass in einem reichen Land wie unserem so viele Menschen auf der Straße schlafen müssen. Der öffentlich geförderte Wohnungsbau läuft angesichts ausufernder Bürokratie zu schleppend. Es gibt gute Beispiele der Modulbauweise in Massenfertigung, aber in Deutschland haben alle 16 Bundesländer eigene Bauverordnungen - das ist Bürokratie auf höchstem Niveau und damit absolut realitätsfern. Damit wird den Menschen bei weitem nicht geholfen, sondern man behindert in eklatanter Weise modellhafte Projekte, die wirksam und nachhaltig sind. Hier ist die Politik gefordert!"
Nationaler Aktionsplan versprach 100.000 neue Wohnungen, das wäre laut BAG zu wenig - wird aber nicht einmal erreicht
Die Bundesregierung hat es sich mit dem „Nationalen Aktionsplan Wohnungslosigkeit“ zum Ziel gemacht, die Problematik bis 2030 vollständig zu überwinden. Der Anstieg der Gesamtzahl der Wohnungslosen von 2021 auf 2022 um 58 Prozent zeigt, welche Anstrengungen dafür nötig sind. Die BAG kritisiert, dass mit den 100.000 von der Regierung pro Jahr geplanten Sozialwohnungen dem Mangel nicht erfolgreich begegnet werden kann. Zusätzlich zu den Sozialwohnungen benötigt Deutschland demnach weitere 100.000 bezahlbare Wohnungen. Entstanden sind in den vergangenen Jahren jeweils nur rund 25.000 neue, sozialgebundene Wohnungen.
Der IB ist seit vielen Jahren bundesweit in der Wohnungs- und Obdachlosenhilfe aktiv. Dies umfasst unter anderem ambulante Wohnhilfen, betreutes Einzelwohnen, Mädchenwohnheime oder Beratungsstellen, häufig in Verbindung mit beruflicher Bildung.