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Was sind eigentlich „Jugendmigrationsdienste im Quartier?“


Mann sitzt auf Steintreppe und blickt nach links.
Jannis Plastargias, Sozialarbeiter beim Internationalen Bund (IB), im Interview über die Jugendmigrationsdienste im Quartier. Foto: Phillip Dehm

Wie kann die Lebenssituation der Menschen in einem Stadtteil verbessert und das Zusammenleben gestärkt werden? Um diese Frage dreht sich alles beim Jugendmigrationsdienst (JMD) im Quartier. Hier können junge Menschen in gemeinsamen Aktivitäten ihr Quartier aktiv mitgestalten. Im Frankfurter Stadtviertel Gallus begleitet Sozialarbeiter Jannis Plastargias sie dabei, verschiedene Formen der Beteiligung kennenzulernen und umzusetzen.

Im Interview spricht er darüber, wie sich das Programm im Gallus entwickelt hat, welche Themen die Jugendlichen besonders bewegen – und warum echte Teilhabe für ein starkes Miteinander im Stadtteil so wichtig ist.

Herr Plastargias, was ist JMD im Quartier?

JMD im Quartier ist ein Teil des bundesweiten Programms der Jugendmigrationsdienste. Es handelt sich dabei um eine Form des Stadtteilmanagements, das vor allem in Vierteln mit besonderem Entwicklungsbedarf angeboten wird. Ziel ist es, junge Menschen dabei zu unterstützen, ihr Viertel – also Quartier –  aktiv mitzugestalten und sich stärker zu engagieren. Bundesweit gibt es aktuell 24 Standorte, an denen das Programm umgesetzt wird. Der Jugendmigrationsdienst im Quartier Gallus, in dem ich tätig bin, war tatsächlich einer der ersten in ganz Deutschland.

Was ist das Besondere am Gallus?

Hier leben 42.000 Menschen, damit ist es der größte Stadtteil im Programm. Besonders auffällig ist hier die Lücke zwischen arm und reich. Das Gallus war ein Arbeiterviertel, aber es hat sich stark gewandelt, seit das Europaviertel entstanden ist. Gelder fließen vor allem in den neuen Teil. Viele fühlen sich da abgehängt. Zudem ist der Migrationsanteil im alten Stadtteil besonders hoch – einer der höchsten in Frankfurt. 

Wie sieht die Quartiersarbeit vor Ort aus?

Unsere Quartiersarbeit im Gallus ist offen für alle – von jung bis alt, mit oder ohne Migrationsbiographie. Zwar war JMD im Quartier ursprünglich für junge Menschen mit Migrationshintergrund und Fluchtgeschichte gedacht, aber wir haben schnell gemerkt, dass der Stadtteil mehr braucht. Deshalb richten wir uns heute an die gesamte Nachbarschaft. 

Wir arbeiten eng mit vielen Einrichtungen zusammen – von Kitas über Jugendeinrichtungen bis hin zu Seniorenheimen, Moscheen, Kirchen und Sportvereinen. Gemeinsam organisieren wir Stadtteilfeste, Workshops und andere Projekte. Oft entstehen Ideen direkt aus dem Viertel heraus, zum Beispiel aus dem sehr engagierten Stadtteilarbeitskreis oder durch „Gallus aktiv“. Wir greifen sie gerne auf. Netzwerkarbeit ist dabei zentral, denn nur im Miteinander kann ein lebendiges Quartier entstehen.

Was machen Sie hauptsächlich mit den Jugendlichen?

Mit den Jugendlichen, der Hauptzielgruppe, mache ich viel im kreativen Bereich, vor allem Film- und Fotoprojekte. Am besten kommen aber Ausflüge an – sei es Kartfahren, Freizeitparks oder Städtetrips nach Hamburg oder Berlin. Viele der Jugendlichen können sich solche Erlebnisse sonst nicht leisten. Auch gemeinsam essen gehen ist sehr beliebt – gerne halal. Dabei erleben die jungen Menschen Frankfurt als interkulturelle Stadt. 

Welche Themen interessieren die Jugendlichen am meisten?

Tatsächlich hat Religion an Bedeutung gewonnen. Auch christliche Jugendliche sind stärker an solchen Themen interessiert. Und klar, die Klassiker: Jungen mögen Computerspiele und Fußball. 

Welchen Stellenwert haben die Themen Demokratie, Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit bei den Jugendlichen?

Die Themen sind für viele Jugendliche sehr präsent. Sie wollen gehört werden und mitentscheiden, was im Viertel passiert. In unseren Projekten greifen wir das auf – zum Beispiel, wenn sie selbst mitgestalten: Wir haben gemeinsam Sandkästen gebaut, Sitzmöbel mit Brettspielfeldern entworfen oder Grünflächen mit Pflanzen, Bäumen und Graffiti verschönert. So werden demokratische Prozesse und Umweltbewusstsein ganz praktisch erlebbar.

Die Fragen stellte Matthias Schwerdtfeger


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