Heute vor 70 Jahren wurde das Grundgesetz erlassen. Einen Tag später trat es im Westen Deutschlands in Kraft, im Osten folgte im Oktober desselben Jahres die Verfassung der DDR.
Vier Jahre nach dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur gab es damit zwei deutsche Staaten. Beide standen im Prinzip vor demselben Problem: Noch immer lebten zahlreiche Frauen und Männer im Land, die den Nationalsozialismus nicht kritisch hinterfragt oder sogar persönlichen Anteil an den Verbrechen in der Zeit vor 1945 bis hin zum Holocaust hatten.
Schon im ersten, vor zwei Jahren erschienenen Teil der IB-Historie hatte der IB die NS-Verstrickungen einzelner IB-Mitarbeiter der ersten Stunde offengelegt. Nach der Veröffentlichung des ersten Bandes haben sich noch viele weitere Hinweise ergeben.
„Von Altlasten und Neuanfängen“ heißt das heute erschienene Buch, das wichtige Aspekte der IB-Geschichte vertieft und neu beleuchtet. Expert*innen aus Wissenschaft und Politik suchen Antworten auf Fragen wie die nach den Motiven von Carlo Schmid für sein Engagement bei der Integration ehemaliger HJ-Funktionäre. Und ob die Akteure im IB zu geläuterten Demokraten wurden oder Wölfe im Schafspelz blieben. Das Buch analysiert auch, welchen Einfluss die Vergangenheit vieler Mitarbeiter*innen der ersten Stunde auf die pädagogischen Konzepte des IB in den Anfangsjahren hatte.
Als Erscheinungsdatum wurde bewusst der 70. Geburtstag des Grundgesetzes gewählt. Als sein wichtigster Vater gilt der IB-Gründer Carlo Schmid. Das Grundgesetz hat sich in den Jahrzehnten seiner Existenz als Glücksfall der deutschen Geschichte erwiesen und ist einer der Hauptfaktoren für die große politische und soziale Stabilität in unserem Land. Der IB ist wenige Monate älter als das Grundgesetz und hat ebenfalls wesentlich zum Gelingen des neuen demokratischen Gemeinwesens beigetragen.
Der Vorstand des IB dankt, die an der Erstellung dieses Buches mitgewirkt haben. Diese neue Veröffentlichung ist ein Beleg dafür, dass der IB offen mit seiner Vergangenheit umgeht, sei es auch noch so schmerzhaft.
Das Buch kann über den Wochenschau-Verlag hier bestellt werden.