Die Nationale Armutskonferenz (nak), zu deren Mitgliedern der Internationale Bund (IB) zählt, hat ihren „Schattenbericht“ vorgelegt. Er erscheint regelmäßig und stellt eine unabhängige Alternative zum Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung dar. Der IB hat aktiv an der Erstellung mitgearbeitet. Darin kommen Menschen mit Armutserfahrung zu Wort. Ihre Stimme findet in der Öffentlichkeit sonst kaum Beachtung. Wegen der vorgezogenen Neuwahlen hat die Bundesregierung keinen eigenen Armuts- und Reichtumsbericht mehr veröffentlicht. Der Schattenbericht schließt diese Lücke.
Das Dokument weist auf die soziale Ungleichheit in Deutschland hin. Außerdem kritisiert es das fehlende Bewusstsein für relative und absolute Armut in Deutschland. Relative Armut liegt vor, wenn jemand weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens zum Leben hat. 2023 lag der Grenzwert für Alleinstehende bei 1.310 Euro monatlich, bei Eltern mit zwei Kindern unter 14 Jahren waren es 2.751 Euro. Das gilt hierzulande für rund 14 Prozent der Bevölkerung. Absolute Armut – und damit existenzielle Not – betrifft in Deutschland rund sieben Prozent der Bürger*innen.
Ein Arbeitsplatz schützt nicht vor Armut
Der Schattenbericht erklärt zudem, dass die öffentliche Debatte häufig fälschlicherweise Armut mit Arbeitslosigkeit gleichsetzt. Für letztere machen viele Menschen fehlendes persönliches Engagement der Betroffenen verantwortlich. Dabei gehen fast eine Million Bürgergeldbezieher*innen in Deutschland einer bezahlten Tätigkeit nach.
„Armut in Deutschland ist vielfältig: Sie betrifft häufig Alleinerziehende, kinderreiche Familien, Menschen mit Behinderungen, chronisch Kranke und viele mehr. Sie alle sind von gesellschaftlicher Teilhabe mindestens teilweise ausgeschlossen. Das sehen wir allein schon daran, dass ihre Stimmen kaum an die Öffentlichkeit dringen. Daher ist der Schattenbericht der nak so wichtig, der tiefe Einblicke in die Lebenslagen von Menschen mit Armutserfahrung gibt“, sagt Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender des IB. Die Organisation hat verschiedene Angebote für von Armut Betroffene.