Jedes fünfte Kind unter 15 Jahren in Deutschland gilt als armutsgefährdet. Das sind 2,1 Millionen Mädchen und Jungen, die in unserem wohlhabenden Land unterhalb der Armutsgrenze aufwachsen. Ihre Familien müssen mit weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Netto-Einkommens auskommen, was für die Kinder und Jugendlichen meist eine Vielzahl an sozialen Problemen, geringe Bildungschancen und gesellschaftlicher Ausgrenzung zur Folge hat. „Es ist für ein reiches Land wie Deutschland ein Skandal, dass nach wie vor jedes fünfte Kind in Armut aufwächst", sagt Maria Loheide vom Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland. Durch die Coronapandemie hat sich die Situation für viele Kinder und Jugendliche, vor allem aus einkommensschwachen Familien, noch weiter verschärft. In ihrer gemeinsamen Erklärung „Vier Jahre Zeit, um Kinderarmut endgültig zu beseitigen!" fordert daher das Bündnis „Ratschlag Kinderarmut“, das aus 61 Verbänden, Gewerkschaften, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Einzelpersonen besteht, die Politik zu konkreten Gegenmaßnahmen für die kommende Legislaturperiode auf.
Unter dem Hashtag #4JahreGegenKinderarmut machte das Bündnis vier Wochen lang in den sozialen Medien auf die Dimensionen von Kinderarmut und mögliche Lösungen aufmerksam. Dazu zählen eine grundlegende Reform der Leistungen für Kinder, Jugendliche und deren Familien, ihre umfassende Beteiligung sowie die Sicherstellung einer sozialen Infrastruktur. Ebenso brauchen Kinder und Jugendliche eine intensive Begleitung zurück in ihren Kita- und Schulalltag sowie psycho-soziale Unterstützung bei der Bewältigung der Auswirkungen der Pandemie. „Einsparungen, um den Haushalt zu sanieren, dürfen nicht zu Lasten der Kinder gehen", appelliert Maria Loheide an die Politik.
Die Kampagne #4JahreGegenKinderarmut, an der sich auch der Internationale Bund als Gastmitglied der Nationalen Armutskonferenz (NAK) beteiligte, ist in den Sozialen Medien auf breite Resonanz gestoßen. „Als freier Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit ist es unsere Aufgabe, Kinder zu fördern, ihnen gleichwertige Bildungs- und Entwicklungschancen und ihr Recht auf Selbstbestimmung zu sichern", erklärt IB-Vorstandsvorsitzender und Delegierter des IB bei der NAK Thiemo Fojkar. Die große Zustimmung, die die Bekämpfung der Armut von Kindern und Jugendlichen in der Bevölkerung sowie über Parteigrenzen hinweg erfährt, ist für ihn ein klarer Auftrag an die Politik: „Den versprochenen Maßnahmen der Wahlprogramme müssen jetzt endlich Taten folgen“, fordert er. Mit Spannung werden daher im IB und bei den Bündnispartnern die aktuellen Koalitionsverhandlungen der Parteien verfolgt. „Wir hoffen und erwarten,“ so Thiemo Fojkar, „dass im Koalitionsvertrag die nötigen Maßnahmen gegen Kinderarmut verankert – und dann zeitnah umgesetzt werden“.