IB-Präsident Bruno W. Köbele: Viele ungeklärte Details erschweren die Einführung des neuen BFD
Gut einen Monat nach Einführung des neuen Bundesfreiwilligendienstes ist die Verunsicherung bei allen Beteiligten noch immer sehr groß. Am 1. Juli war der neue Freiwilligendienst, der unter anderem den bisherigen Zivildienst ersetzen soll, eingeführt worden.
„Die Vorbereitungszeit war zu knapp, viele Details sind noch nicht geregelt“, stellte der IB-Präsident Bruno W. Köbele heute in Frankfurt fest. Der Internationale Bund ist einer der Erfinder des Freiwilligen Sozialen Jahres und bietet seit Anfang der 1960er Jahre Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit, sich freiwillig sozial und ökologisch zu engagieren. Allein im vergangenen Jahr hat der IB mit seinen angeschlossenen Verbänden rund 5.500 Jugendliche im FSJ und im FÖJ betreut.
„Um die Lücke, die der Wegfall des Zivildienstes hinterlässt, mit Freiwilligen zu füllen, haben wir unseren Aktionstag ,Ich bin freiwillig hier – und Du?’ am 13. Mai veranstaltet“, so Köbele weiter. „Die Erfahrung, die wir damit gemacht haben, ist: Wir konnten zahlreiche neue Freiwilligen akquirieren, aber nach wie vor überwiegend für das FSJ und nur wenige für den neuen Bundesfreiwilligendienst. Das lag vor allem daran, dass das Gesetz zum BFD erst kurz vor dem 1. Juli in Kraft getreten ist.“ Auch die Werbekampagne des Bundes für den BFD sei zu spät gestartet worden. Traditionell, so Köbele, starten das FSJ und das FÖJ zum Ende des Sommers. Die Jugendlichen, die sich jetzt bewerben, gingen lieber auf Nummer sicher, entschieden sich für das seit 50 Jahren bewährte FSJ und dessen Träger mit guten Ruf. „Da geht viel über Mund-zu-Mund-Propaganda“, so Köbele. Diese Jugendlichen könne man nicht von jetzt auf gleich auf den BFD hin beraten.
„Mitarbeiter vor Ort haben mir auch berichtet, dass viele Einsatzstellen aktuell immer noch lieber mit uns Verträge über ein FSJ abschließen, als sich mit den noch vielfach unbekannten Bedingungen des BFD zu beschäftigen. Hier herrscht offenbar noch viel Unsicherheit und Verwirrung.“ Die Mitarbeiter des IB setzten sich intensiv für einen Erfolg des neuen Bundesfreiwilligendienstes ein, unterstreicht Köbele und brauchten dazu weder Motivation noch Drohkulissen. „Wenn zum Beispiel darüber nachgedacht wird, die Zahl öffentlich geförderter FSJ-Plätze an die Zahl der in einen BFD vermittelten Jugendlichen zu koppeln, dann wäre das in höchstem Maße kontraproduktiv, gefährdet das Erfolgsmodell FSJ und die Reputation des neuen Freiwilligendienstes“, warnte Köbele.
Wenn der Bundesfreiwilligendienst ein Erfolg werden soll, müssten alle Beteiligten – Träger, Freiwillige, Einsatzstellen und Bund – an einem Strang ziehen, so Köbele weiter. „Kindergärten, Altenheime und Pflegeeinrichtungen brauchen jeden Freiwilligen, der sich für eine Arbeit dort interessiert. Dabei muss es in erster Linie um die Interessenten gehen, sonst springen sie wieder ab und gehen für die Freiwilligenarbeit verloren“, so der IB-Präsident. „Der Bundesfreiwilligendienst braucht noch Zeit, um so bekannt zu werden wie das FSJ. Wir helfen gerne dabei, die beiden existierenden Dienste sollten aber nicht gegeneinander ausgespielt werden“, stellt Köbele klar.
Zum selben Thema finden Sie hier ein Pressemitteilung des DRK.