Spiegel der deutschen Geschichte


1953 als Notaufnahmelager gebaut, ist die Einrichtung in der Marienfelder Allee in Berlin seit zehn Jahren ein Übergangswohnheim in Trägerschaft des IB. Foto IB Berlin-Brandenburg

Berlin - Gebaut worden war das Berliner Notaufnahmelager Marienfelde im Jahr 1953 für Menschen, die aus der DDR flohen, um in Freiheit zu leben. Seit zehn Jahren betreibt es der Internationale Bund als Übergangswohnheim für geflüchtete Menschen. Heute wird das unter anderem in Anwesenheit der Berliner Senatorin für, Integration, Arbeit und Soziales, Elke Breitenbach, den Bundestagsabgeordneten Renate Künast und Mechthild Rawert, der Berliner Integrationsbeauftragten Katarina Niewiedzial und der Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler gefeiert.

„Als Präsidentin des IB bin ich stolz darauf, dass wir diese Einrichtung betreiben“, sagt die frühere Vorsitzende des Bundestags-Haushaltsausschusses, Petra Merkel. „In den vergangenen zehn Jahren haben 3.395 Menschen im Übergangswohnheim gelebt, davon rund die Hälfte Kinder und Jugendliche. Die Menschen leben hier in Wohnungen: Sie haben Wohnraum, eine Küche und ein Bad. Sie haben - so weit es geht – Privatheit, ein Familienleben“, beschreibt die IB-Präsidentin die Situation.

In seiner Zeit als Notaufnahmelager – seit den 60er-Jahren hatten hier auch Aussiedler eine erste Bleibe im Westen gefunden – durchliefen rund eine Million Menschen die Einrichtung. Sie alle hofften auf ein Leben in Freiheit und Sicherheit – wie die heutigen Bewohner*innen beispielsweise aus Syrien, Afghanistan und dem Iran.

Begonnen hatte der IB seine Arbeit hier vor zehn Jahren mit Menschen, die vor allem aus Serbien, Mazedonien, Bosnien und Tschetschenien kamen. Im Jahr 2014 nahm das Land Berlin dann Afghanen auf, die in ihrer Heimat für die deutsche Polizei oder Bundeswehr gearbeitet hatten und vorübergehend in der Marienfelder Allee wohnen konnten.

„Es gibt hier keine Häuser für Menschen aus Syrien, aus Tschetschenien oder aus Afghanistan. Hier lebt man Wohnung an Wohnung mit Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern – wie es in Berlin üblich ist“, beschreibt Petra Merkel das Konzept des IB-Übergangswohnheims. Aktuell leben hier 700 Menschen verschiedener Nationalitäten in acht Wohnblöcken auf dem 40.000 Quadratkilometer großen Gelände. Gemeinsam mit den IB-Mitarbeiter*innen organisieren sie diverse freizeit- und bildungspädagogische Angebote, zum Beispiel einen Kinder- und Jugendclub, Ferienfahrten, einen Wohnheim-Garten, Sommerfeste, ein Kinderparlament und Bewohnendenrat, um die Teilhabe der Erwachsenen und Kinder am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und Integration zu fördern.

„Seit seinem Bestehen war ,Marienfelde‘ ein Ort der Hoffnung und der Zuversicht. Zuerst für Menschen aus dem Osten unseres Landes, dann für deutsche Aussiedler, die infolge des Kriegs ihre Heimat verlassen mussten, und heute als Zeichen, dass Deutschland die Menschen nicht im Stich lässt, die beispielsweise wegen des Bürgerkriegs in Syrien auf der Flucht sind. ,Wir schaffen das!‘ hat Angela Merkel am 31. August 2015 erklärt. Das Übergangswohnheim Marienfelde ist ein Leuchtturm der Humanität in diesem Land und ich bin glücklich, dass wir als IB dazu beitragen dürfen, diesen Leuchtturm weit über die Grenzen der Stadt Berlin hinaus zum Strahlen zu bringen! Die engagierten Mitarbeiter*innen haben es ermöglicht, dass viele Menschen in Deutschland angekommen sind. Sie haben es geschafft!“

Der Ort des Übergangswohnheims ist auch Namensgeber eines Forderungskatalogs für einen menschenwürdigen Umgang mit geflüchteten Menschen, dem „Marienfelder Papier“, das hier heruntergeladen werden kann.


Podiumsdiskussion vom 21. August 2020

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