Interview zum Thema queere Führungskraft
Vier Fragen an Dirk Altbürger
Offen queer und Führungskraft? Na klar!
Der Leiter unserer zentralen Unternehmenskommunikation, Dirk Altbürger, berichtet über seine Erfahrungen:
- Lieber Dirk, hattest Du jemals Bedenken, Dich im Arbeitskontext als schwul zu outen und wenn ja, welche?
"Schon, vor allem natürlich, als ich noch jünger war. Anfang der 90er Jahre bin ich als junger Mann auf der CSD-Parade in Frankfurt am Haus der Frankfurter Rundschau vorbeigelaufen, meinem damaligen Hauptauftraggeber. Da fand ich mich schon relativ mutig. Das Thema Schwulsein war in meinem damaligen beruflichen Kontext auch keines – es wurde einfach nicht darüber gesprochen. Ich erinnere mich allerdings auch noch gut an einen früheren Chef bei einem privaten hessischen Radiosender, bei dem ich noch vor meiner Zeit bei der FR gearbeitet habe und dem ich empfohlen worden war. Hinterher habe ich gehört, dass er sich beschwert hat, dass ihm „so ein Schwuler“ eingeschmuggelt worden sei. Das hat mich seinerzeit nicht gerade dazu ermuntert, offen mit diesem Thema umzugehen."
- Haben sich manche dieser Bedenken im Laufe Deiner bisherigen Karriere bestätigt oder haben sich alle erübrigt?
"Man selbst wird älter und selbstbewusster und in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre kippte meiner Beobachtung nach auch die Stimmung. Man konnte immer lockerer über das Thema sprechen, wer sich als homophob outete, musste damit rechnen, keine Zustimmung mehr zu erhalten. Ich habe allerdings auch erlebt, dass vor allem bei Führungskräften immer noch gerne hinter ihrem Rücken getuschelt wurde, wenn man wusste oder vermutete, dass jemand schwul war – Frauen in Führungspositionen waren damals noch absolut die Ausnahme, sie waren daher auch kein Thema für mögliche Diskriminierungen. Heute, glaube ich, braucht niemand mehr Bedenken zu haben, von ganz wenigen Ausnahmen vielleicht abgesehen."
- Du bist jetzt Leiter der Unternehmenskommunikation des IB. Gehst du mit Deiner sexuellen Orientierung seitdem anders um als vorher?
"Ganz klare Antwort: Jein. Ich fühle mich einerseits mehr als früher verpflichtet, offen mit meinem Schwulsein umzugehen, um damit zu signalisieren, dass ein queeres Selbstverständnis und eine berufliche Karriere heutzutage ganz natürlich zusammenpassen und sich absolut niemand mehr verstecken muss, zumindest im IB nicht. Andererseits will ich natürlich nicht über meine sexuelle Orientierung definiert werden, sondern über das, was ich als Führungskraft zusammen mit meinen Team auf die Beine stellen kann. Das heißt, jeder kann wissen, dass ich schwul bin, aber man sollte da nicht so eine große Sache draus machen, bitte."
- Und zum Schluss: Was sollte ein Arbeitgeber aus Deiner Sicht mitbringen, um für LGBTQIA+ ein safe space zu sein? lst der IB bereits ein save space?
"Ich denke, der IB will ein safe space sein, dazu soll ja auch der Pride Month beitragen. Wir wollen ein Klima schaffen, in dem queerfeindliches Handeln unmöglich wird und – sollte es doch einmal vorkommen – Betroffene den Mut haben zu sagen: „Das widerspricht der Unternehmenskultur des IB. Da gehe ich gegen vor.“ Der IB ist hier meiner Meinung nach schon sehr weit. Aber ich mache mir nichts vor: Es gibt mehr als 14.000 Mitarbeiter*innen in rund 1000 Einrichtungen. Es wäre weltfremd zu glauben, dass es nicht immer wieder Situationen gibt, die nicht mit der Unternehmenskultur des IB übereinstimmen. Aber es muss allen Beteiligten klar sein, dass der IB solches Fehlverhalten nicht duldet, dass die übergroße Mehrheit der Mitarbeitenden die Werte des IB lebt, viele von ihnen deswegen den IB als Arbeitgeber gewählt haben und Menschen der LBGTQIA+-Community hier einen safe space erwarten (dürfen)!"
Lieber Dirk, vielen Dank für deine Worte! Deine Offenheit macht Mut, zu sich zu stehen und den eigenen Weg zu gehen!
Weiterlesen zum Thema Diversity im IB?
Hier geht es zurück zur Seite "Diversity im IB"
Das Foto zeigt Dirk Altbürger, Leiter der Unternehmenskommunikation des IB.