Junge Deutsche blicken mit Sorge in die Zukunft und fühlen sich von der Politik nicht repräsentiert. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Vodafone-Stiftung. Demnach sagen 73 Prozent der befragten 14- bis 24-jährigen, Deutschlands Politiker*innen würden sie nicht ausreichend berücksichtigen. Dies bedeutet einen weiteren Vertrauensverlust gegenüber den ohnehin schlechten Zahlen von 2019.
An möglicher Teilnahmslosigkeit der jungen Menschen liegt es offenbar nicht. Rund zwei Drittel gaben an, sich für Politik zu interessieren. Doch fast exakt derselbe Anteil hat das Gefühl, nichts bewirken zu können. Drei Viertel halten die deutsche Demokratie für zu schwerfällig, um die aktuellen Probleme zu lösen. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen hält es darüber hinaus für unerheblich, welche Parteien die Bundesregierung stellen – es ändere sich so oder so nichts. Nach Meinung von 54 Prozent könnte sich dies bessern, wenn es mehr junge Politiker*innen gäbe.
Andererseits äußerten rund 50 Prozent, nicht (immer) zu verstehen, wie Politik funktioniert. Noch höher liegen diese Zahlen bei weiblichen Befragten (58 Prozent) und jungen Menschen mit niedrigem Bildungsstatus (62 Prozent).
„Beim Klimawandel werden junge Menschen die Folgen heutiger Entscheidungen spüren“
86 Prozent blicken nach eigener Aussage mit Sorge in die Zukunft. Weniger als die Hälfte (39 Prozent) erwarten, dass Menschen in 30 Jahren nicht mehr aufgrund von Nationalität, Hautfarbe, Religion oder Geschlecht diskriminiert werden. Weniger als ein Drittel glaubt, dass Deutschland 2050 sozial gerechter sein wird. Nur 23 Prozent erwarten eine wirksame Bekämpfung des Klimawandels.
„Die Studie zeigt aus Sicht des IB zweierlei: Die Politik muss mehr auf die jungen Menschen zugehen, ihre Sorgen ernst nehmen. Besonders gilt dies für das Thema Klimawandel, denn hier werden die jungen Menschen eines Tages die Folgen heutiger Entscheidungen spüren. Anderseits brauchen wir mehr politische Bildung, damit ein bestimmtes Grundwissen vorhanden ist und die Jugendlichen verstehen, was ihnen Demokratie bringt. Dies ist die beste Maßnahme im Kampf gegen Extremismus“, sagt Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender des Internationalen Bundes (IB). Der freie Träger bietet selbst politische Bildung an.
Die Umfrage wurde vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine durchgeführt.