Der Internationale Bund (IB) teilt die im aktuellen Bildungsbericht festgestellte, gestiegene Bedeutung von Weiterbildung in Deutschland. Der freie Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit begrüßt die verstärkten politischen Bemühungen, Weiterbildungsangebote für alle Menschen auszubauen. Das Bundesbildungsministerium hat das Dokument gestern der Öffentlichkeit vorgestellt. Unabhängige Wissenschaftler*innen erstellen alle zwei Jahre diesen Statusreport der Bildung im Bundesgebiet.
Weiterbildung hat in den vergangenen Jahren wieder eine größere bildungs- und arbeitspolitische Relevanz erhalten. Das Ziel des Bundesarbeitsministeriums ist klar gesetzt: Deutschland muss nichts weniger als eine Weiterbildungsrepublik werden, um niemanden in die Arbeitslosigkeit zu verlieren. Im Zuge dessen ist die Nationale Weiterbildungsstrategie ins Leben gerufen worden. Weiterbildung soll als selbstverständlicher Teil der Erwerbsbiografie etabliert werden. Der Ampel-Koalitionsvertrag setzt ebenfalls weiterbildungspolitische Schwerpunkte.
„Im beruflichen Kontext hat Weiterbildung aufgrund der digitalen und nachhaltigen Transformation an Bedeutung gewonnen und wird dies weiter tun. Auch Weiterbildung selbst wird digitaler. Die Pandemie hat das Angebot zunächst eingeschränkt, doch der IB und weitere Anbieter haben reagiert und viele Kurse online durchgeführt. Weiterbildungsbedarfe, zum Beispiel für die Nutzung digitaler Tools, sind durch die Auswirkungen der Corona-Krise verstärkt worden. Hier ist jedoch zu beachten, dass nicht jede Zielgruppe über die technischen Voraussetzungen und das nötige Vorwissen zu digitalen Geräten verfügt. Zusätzlich muss das Lehrpersonal entsprechend geschult und darf nicht mit der Herausforderung alleingelassen werden“, sagt Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender des Internationalen Bundes. Der IB ist selbst in großem Umfang bundesweit in der beruflichen Aus- und Weiterbildung tätig.
Ein höherer sozialer Status macht Weiterbildung wahrscheinlicher
Insgesamt, so der Bildungsbericht, haben 69 Prozent der 18-bis 69-Jährigen Deutschen bereits mindestens eine Weiterbildung absolviert. Das ist die höchste bislang verzeichnete Quote. Doch die Unterschiede in den Bevölkerungsgruppen bestehen fort: Wer einen höheren sozialen Status hat, nimmt statistisch gesehen häufiger an Weiterbildungsangeboten teil – vor allem dann, wenn die Weiterbildung in Vollzeit geschieht. Zudem gibt es enorme Unterschiede zwischen Stadt und Land sowie in der regionalen Anbieter- und Angebotsdichte.
Der größte Anteil der Weiterbildung findet im betrieblichen Bereich statt. Allerdings zögerten viele Unternehmen in den letzten Jahren aufgrund der durch die Pandemie entstandenen Unsicherheit, in diese Maßnahmen zu investieren. Dies dürfte sich ändern, sobald die wirtschaftliche Situation besser wird.