Unsere Gesellschaft ist im Wandel: Soziale und technologische Transformationen, wie Globalisierung und Digitalisierung, führen zu einem steigenden Bedarf an Fachkräften, die für neue Anforderungen qualifiziert sind. Für alle Berufstätigen bedeutet diese Entwicklung, dass sie ihre Kompetenzen immer wieder an sich verändernde Herausforderungen anpassen müssen. Denn: Bildung ist mittlerweile ein lebenslanger Prozess. Wie eine aktuelle Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt, steht Deutschland beim Lebenslangen Lernen gut da: So stiegen bei Jugendlichen die Leistungen im Bereich der Lesekompetenz zwischen ihrem 15. und 27. Lebensjahr deutlich an, das heißt, sie konnten ihre Kenntnisse stetig ausbauen. Damit liegt Deutschland international unter den Top-3-Ländern mit dem größten Leistungszuwachs in diesem Bereich. Es ist gut, dass unser Bildungssystem erfolgreich Grundkompetenzen wie Lesen und Rechnen über die Zeit der Schulpflicht hinaus vermittelt. Denn um den Strukturwandel, der durch die Coronakrise noch verschärft wird, bewältigen zu können, braucht es ein Ausbildungssystem, dass es den Menschen ermöglicht, sich beruflich weiterbilden und neu orientieren zu können.
Die Ergebnisse des OECD-Studie belegen die Stärken des deutschen Bildungssystems: Die Schulpflicht reduziert das Risiko, dass leistungsschwache Jugendliche – insbesondere solche mit ungünstigem sozioökonomischem Hintergrund – die Schule frühzeitig verlassen. Fast 90 Prozent der Schüler*innen absolvieren ein Praktikum, um Berufschancen zu erkunden. Nach der Schulzeit stehen verschiedene Möglichkeiten zur beruflichen Ausbildung zur Verfügung und schulische Bildung kann mit betrieblicher Ausbildung kombiniert werden. Der Übergang vom Ausbildungs- ins Berufsleben ist meist fließend, die Jugendarbeitslosigkeit gering und die Beschäftigungsquoten der 26- bis 28-Jährigen bei Leistungsschwachen aus verschiedenen sozioökonomischen Gruppen ähnlich. Dennoch werden ein Drittel der Schüler*innen in Deutschland auf ihrem Bildungsweg benachteiligt: Wie der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration 2016 feststellt, haben Kinder und Jugendliche, deren Eltern einen niedrigen Bildungsabschluss, einen geringen gesellschaftlichen Status oder einen Migrationshintergrund besitzen, während ihrer gesamten Bildungskarriere schlechtere Chancen. „Trotz unseres allgemeinen Reichtums gibt es in Deutschland immer noch zu viel Ungleichheit in der Aus- und Weiterbildung und damit bei der gleichwertigen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“, beklagt Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender des IB, und fordert „vielfältige Lernangebote, die die Diversität unserer Gesellschaft berücksichtigen und Menschen lebenslang befähigen, die Veränderungen in der Arbeitswelt zu meistern“.
Auch die OECD kommt in ihrer Studie zu dem Schluss, dass die Bildungspolitik die Diversität der deutschen Gesellschaft stärker einbeziehen und inklusive Bildungsangebote stärken muss, um allen Menschen Lebenslanges Lernen zu ermöglichen. „Mit unseren Angeboten leistet der IB dazu bereits einen wesentlichen Beitrag,“ sagt Thiemo Fojkar und weist darauf hin, wie wichtig es ist, Bildungsangebote sinnvoll zu koordinieren: „Der IB treibt seit Jahren Kooperationen und Partnerschaften mit verschiedenen Akteuren*Akteurinnen voran, um Synergien zu schaffen und die Lernmöglichkeiten für verschiedene Zielgruppen auszubauen und zu maximieren.“