Der Internationale Bund (IB) stellt zur Bundestagswahl seine Fachkräfte-Strategie für Deutschland vor. Sie ist eine Aufforderung des freien Trägers der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit an die neu zu wählende Bundesregierung. Diese sollte unter anderem das Thema Migration frei von Populismus behandeln.
Ohne Zuwanderung wird die Zahl der Arbeitnehmenden hierzulande in den kommenden 15 Jahren um zehn Prozent sinken, so eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung. Eine Hiobsbotschaft für die bereits jetzt unter Fachkräftemangel leidende deutsche Wirtschaft. Denn trotz schwacher Wirtschaftslage fehlten im Jahresdurchschnitt 2023/2024 in Deutschland rund 532.000 qualifizierte Arbeitskräfte.
Zu den am stärksten betroffenen Branchen zählen Sozialarbeit, Kinderbetreuung und Altenpflege. Diese Lücke ließe sich durch verbesserte Arbeitsmarktbedingungen und (Weiter-)Bildungsangebote schließen. Um den gesamtwirtschaftlichen Bedarf jedoch zu decken, müssten bis 2040 jährlich rund 288.000 internationale Arbeitskräfte zusätzlich ins Land kommen.
Wie könnte Deutschland dem Fachkräftemangel konkret entgegentreten? Die Vorschläge des Internationalen Bundes:
- Nationale Weiterbildung zukunftssicher aufstellen: Dazu gehört, Weiterbildung als vierte Säule des Bildungssystems zu verankern, um lebensbegleitendes Lernen als festen Bestandteil jeder Bildungsbiografie zu ermöglichen. Aus- und Weiterbildungsverbünde sollten auf- und ausgebaut, berufsqualifizierende Teilqualifikationen gesetzlich verankert werden. Zudem würde eine Bildungszeit helfen - insbesondere Menschen mit geringer Weiterbildungserfahrung.
- Bundesweite Fachkräftestrategie für Pflege-, Erziehungs- und Sozialberufe: Hier ist eine Strukturreform nötig. Die neue Regierung sollte die schulischen Ausbildungen in diesen Branchen aufwerten. Bei der Ausbildungsförderung muss Deutschland diese Tätigkeiten mit betrieblichen Berufen gleichstellen. Die Altenpflege benötigt eine Angleichung ihrer Gehaltsstrukturen an jene in Kranken- und Gesundheitspflege. Nicht zuletzt sollte es mehr Ausbildungsplätze geben.
- Deutschland braucht einen ganzheitlichen Digitalisierungsansatz in der Aus- und Weiterbildung: Dazu gehört eine bessere Infrastruktur. Zudem muss man Ausbilder*innen bezüglich Soft- und Hardware qualifizieren. Der IB wünscht sich darüber hinaus eine gezielte öffentliche Förderung von Forschung zu Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz.
- Faire Anwerbung von ausländischen Fachkräften: Deutschland steht im Wettbewerb mit anderen Ländern um Fachkräfte. Daher ist es notwendig, die qualifizierten Arbeitnehmenden aus anderen Nationen langfristig in Unternehmen und Gesellschaft zu integrieren. Das hieße, von staatlicher Seite eine Willkommenskultur zu fördern und Bürokratie abzubauen.
Petra Merkel, Präsidentin des Internationalen Bundes: "Deutschland muss zu einer Weiterbildungs- und Integrationsnation werden! Dies ist nötig, um allen Menschen eine echte Chance auf gesellschaftliche Teilhabe und berufliche Entwicklung zu geben. Wichtig: Es muss sich um eine für alle Seiten faire Qualifizierung und Arbeit handeln! Die neue Regierung sollte mithelfen, indem sie Verfahren entbürokratisiert und populistische Forderungen nach Abschottung zurückweist." Alle Positionen des IB zur Bundestagswahl gibt es hier.