IB warnt vor Verschiebebahnhof für junge Menschen / Politikwechsel der Bundesagentur für Arbeit schafft sozialen Sprengstoff


Der IB hat heute anlässlich seiner Jahrespressekonferenz in Chemnitz vor einem arbeitsmarktpolitischen Verschiebebahnhof für benachteiligte Jugendliche gewarnt. Diese Personengruppe würde von einer Ausbildungsplatzabgabe ohnehin kaum profitieren. Durch ihre aktuelle Vergabepolitik für Kurse zur Berufsvorbereitung gefährde die Bundesagentur für Arbeit (BA) die berufliche Zukunft zehntausender junger Menschen, die meist keinen Schulabschluss und keine Arbeit haben oder lernbehindert sind. So habe die BA angekündigt, die Zahl der Plätze in der Berufsvorbereitung zu reduzieren, beziehungsweise gefordert, neue Plätze in Berufsschulen zu schaffen. Das erschwert allerdings auch die Arbeit des IB: "Stabilität und Berechenbarkeit der Rahmenbedingungen von gemeinnütziger Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit sind unverzichtbar. So wie wir Rechenschaft über die Verwendung unserer Mittel ablegen, erwarten wir von unseren Finanzierungspartnern auch Vertragstreue und zumindest mittelfristig stabile Bedingungen, die sich nicht monatlich ändern", so IB-Präsident Bruno W. Köbele heute anlässlich der Jahrespressekonferenz des Verbandes in Chemnitz. "Diese Forderung der Bundesagentur für Arbeit ist einerseits durchaus nachzuvollziehen", zeigte der IB-Vorstandsvorsitzende Werner Sigmund heute in Chemnitz Verständnis für die BA, "andererseits gibt es diese Plätze an den Schulen noch nicht in ausreichender Zahl. Viele Jugendliche könnten so in diesem Jahr auf der Straße stehen und damit auf Sozialhilfe angewiesen sein", warnt Sigmund. Das aber heiße auch, dass sie den Einstieg ins Berufsleben verpassten. "Der IB hat bereits vor Jahren damit begonnen, so genannte Ersatzschulen zu gründen, die benachteiligten Jugendlichen auf dem Weg zur Ausbildungsreife helfen", so Sigmund weiter. Die Geschwindigkeit des Politikwechsels der Bundesagentur für Arbeit überfordere aber die Träger beruflicher Bildung wie den IB, bislang gebe es jedenfalls noch nicht genug Plätze. Schlimmstenfalls, so die Befürchtung, könnten in diesem Jahr bis zu 70.000 Jugendliche, die bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz ohnehin chancenlos sind, jetzt noch nicht einmal einen Platz in einem berufsvorbereitenden Lehrgang bekommen, warnen Experten. Die Folgen könnten dramatisch sein: Jugendliche, die gleich zu Beginn ihres Berufslebens auf der Strecke bleiben, bilden ein Potenzial sozialen Sprengstoffs, dessen Auswirkungen heute niemand abschätzen kann.

 

     
Dass der IB durchaus in der Lage ist, auf Änderungen in der Förderung von sozial benachteiligten jungen Menschen flexibel zu reagieren, belegen zahlreiche Beispiele in dem Geschäftsbericht für das Jahr 2003, der heute zusammen mit den aktuellen Finanzzahlen in Chemnitz vorgestellt wurde. Danach hat der IB im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von 4,1 Prozent auf 498 Millionen Euro verkraften und über 600 Mitarbeiter abbauen müssen. 


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