IB: Am 13. August allen Opfern der deutschen Teilung gedenken


„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ – dieser Satz ist längst in den allgemeinen Wortschatz der Deutschen übergegangen. Am 15. Juni 1961 beteuerte der Staatsratsvorsitzende der DDR, Walter Ulbricht, mit diesen Worten im Rahmen einer Pressekonferenz, dass der zweite deutsche Staat auf vertragliche Regelungen mit der Bundesrepublik setze und seine Bürger*innen nicht einmauern will. Vier Wochen später, heute vor 60 Jahren, schaffte die DDR dennoch Tatsachen, wurde eine Mauer quer durch Berlin gebaut. Sie zementierte die deutsche Teilung für weitere 28 Jahre.

Schon seit den offiziellen Gründungen der beiden deutschen Staaten zwölf Jahre zuvor hatten sich die beiden Deutschlands von der gemeinsamen Basis her unterschiedlich entwickelt. Das fing natürlich bei den politischen Systemen und der Wirtschaft an, ging über die Entwicklung der Gesellschaft bis hin zu verschiedenen Systemen der beruflichen Bildung und der sozialen Arbeit.

„Auch mehr als 30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung ist noch immer relativ wenig erforscht, wie es gelungen ist, die beiden Systeme in den Bereichen, in dem wir uns als IB betätigen, zu verschmelzen“, bedauert der IB-Vorstandsvorsitzende Thiemo Fojkar. Viele Deutsche aus dem Osten des Landes unterstellten immer noch, dass die westlichen Systeme einfach übergestülpt wurden, viele im Westen sehen nicht, dass es auch im zweiten deutschen Staat sehr erfolgreiche und keineswegs immer nur autoritär geprägte Angebote bei der sozialen Arbeit und der beruflichen Bildung gab. Sozialarbeiter*innen im Osten haben sich im Zweifel genauso viel Sorgen und Gedanken um ihre Klienten*Klientinnen gemacht wie im Westen. „Ganz sicher waren die Rahmenbedingungen so unterschiedlich wie heute kaum mehr vorstellbar und selbstverständlich haben die staatlichen Strukturen Einfluss auf die Arbeit in diesen Bereich gehabt. Aber wie weit der ging, ist wie gesagt noch kaum bekannt“, so Fojkar weiter.

Im kommenden Jahr soll der dritte Band der IB-Historie erscheinen. Dabei wird es um die Jahre 1969 bis 2019 gehen. Auch wenn der IB seinen Ursprung im Westen des Landes hatte, und nach der Wende und noch vor der Wiedervereinigung beim Aufbau neuer Strukturen im Osten Deutschlands half, hat auch er nicht einfach die Methoden des Westens auf die fünf neuen Bundesländer angewendet. Im dritten Band seiner Historie wird es auch darum gehen. Welche Strukturen haben sich in der DDR entwickelt? Wie unterschieden sie sich von denen in der Bundesrepublik? Wie ist es gelungen, hier ein neues System zu etablieren. Diese Fragen sind inzwischen auch Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung und es wird sehr spannend sein, dies auf die Geschichte eines der großen freien Trägers der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit in Deutschland übertragen zu lesen.

„Wir gedenken heute der Opfer, die die Teilung Deutschlands in den Jahren von 1949 bis 1989 gekostet hat und für die die Berliner Mauer immer noch als Symbol steht. Familien wurden zerrissen, viele Menschen kamen bei Fluchtversuchen ums Leben. Lassen Sie uns auch stolz darauf sein, dass es den Menschen im Osten gelungen ist, die deutsche Teilung dank ihres Muts zum Widerstand zu überwinden. Auch für dieses Gedenken steht der 13. August“, schließt Fojkar.


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