Der Internationale Bund 1949 – 2009


Die Anfänge
1945

Unmittelbar nach Kriegsende schwillt der Flüchtlingsstrom Richtung Westen weiter an. Darunter sind Tausende eltern-, heimat- und arbeitsloser Jugendliche, die sich ohne Wurzeln, ohne Hoffnung und Perspektive treiben lassen, auf der Straße oder in trostlosen Auffanglagern leben.

März 1946
Heinrich Hartmann, ehemals hohes Mitglied der nationalsozialistischen Reichsjugendführung, erreicht ein Treffen mit Professor Dr. Carlo Schmid, Landesdirektor Justiz, Kultus, Erziehung und Kunst von Württemberg-Hohenzollern, und Henri Humblot, Jugendoffizier der französischen Militärregierung dieser Besatzungszone mit Sitz in Tübingen. Er sichert sich die Unterstützung der beiden Männer beim Aufbau eines Jugendhilfswerks und beginnt mit diesem Engagement seine ganz persönliche Wiedergutmachung für seine führende Rolle im Erziehungswesen der Nazi-Diktatur.

11.1.1949
Als Ergebnis der Zusammenarbeit von Hartmann, Humblot und Carlo Schmid wird im Großen Senatssaal der Tübinger Universität der „Internationale Bund für Kultur- und Sozialarbeit“ gegründet. Die Gründungsmitglieder sind, neben den oben genannten, Prof. Dr. Theodor Eschenburg, der damalige Tübinger Oberbürgermeister und spätere württembergische Innenminister Victor Renner und Prof. Paul Binder sowie weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Den Vorsitz übernimmt Prof. Dr. Ernst Steinbach, Theologieprofessor an der Universität Tübingen.

 

Die Herausforderungen in den 50er und 60er Jahren
1949 bis 1959
In den ersten zehn Jahren des IB entstehen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen Jugendgemeinschaftswerke, durch die jährlich mehr als 60.000 junge Menschen Unterkunft und Arbeit finden. Ein Gruppenleiter übernimmt die Rolle des Erziehers, Freundes und Ratgebers. Wo früher die Ideologie herrschte, steht jetzt das gemeinnützige Werk im Vordergrund.

1952
wurde der Verein in „Internationaler Bund für Sozialarbeit / Jugendsozialwerk e.V.“ (IB) umbenannt. Die Schul- und Berufsausbildung der jungen Menschen ist mangelhaft oder fehlt ganz. Eine große Herausforderung, der sich der IB stellt.

1959
leben in den 71 IB-Jugendwohnheimen mit sozialpädagogischer Betreuung 4500 Lehrlinge, junge Arbeiter und Studenten. Bei der Eingliederung jugendlicher Spätaussiedler, die von 1957 an in die Bundesrepublik kommen, helfen Sprach- und Berufsförderkurse.

1959 bis 1969Im Wirtschaftswunderland werden händeringend Arbeitskräfte gesucht. Durch Nationalsozialismus und Krieg fehlt fast eine ganze Generation.

Bis zu 22.000 vor allem in Südeuropa angeworbene Arbeitnehmer finden in den sechziger Jahren Unterkunft und Betreuung in den 115 betriebsgebundenen Wohnheimen des IB. 107.000 Menschen nehmen bis 1979 an dem eigens entwickelten Sprach- und Berufsförderungsprogramm für Ausländer (befa) teil. Die ersten Berufsbildungszentren bieten Berufsvorbereitungs-, Ausbildungs- und Fortbildungslehrgänge für die berufliche Qualifizierung an. 1969 eröffnet der IB in Erlangen das Internationale Studentenwohnheim – die Hälfte der 500 Plätze geht an ausländische Studentinnen und Studenten.

 

70er und 80er Jahre: aktiv gegen Jugendarbeitslosigkeit
1969 bis 1989
Die Jugendarbeitslosigkeit hat sich stark erhöht, was zu dem Schlagwort der „Jugend ohne Zukunft“ führt. Der IB steuert gegen, erweitert seine Bildungs- und Freizeitangebote, eröffnet sozialpädagogische Beratungsstellen und Jugendzentren. Er zeigt auch lernschwachen und sozial benachteiligten Jugendlichen Wege zur Berufsausbildung und zur Integration in die Arbeitswelt auf. In München wird die internationale Begegnungsstätte des IB mit 560 Betten eröffnet. 1989, im Jahr der Maueröffnung, ist der IB in der alten Bundesrepublik mit 260 Einrichtungen in 125 Orten vertreten. Über 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen jährlich 200.000 Menschen, davon allein 55.000 Teilnehmer an IB-Bildungsmaßnahmen. Im selben Jahr werden 92 internationale Programme und Workcamps initiiert, unter den Partnern sind auch die UdSSR und Australien.

 

90er Jahre: Engagement im Osten Deutschlands
1989 bis 1999
Von der ersten Stunde an engagiert sich der Internationale Bund im Osten Deutschlands. Unmittelbar nach Mauerfall und politischer Wende, noch vor der Wiedervereinigung, wird am 3. September 1990 in Frankfurt (Oder) das erste Berufsbildungszentrum in den neuen Bundesländern eröffnet. Bis Ende 1990 ist der IB in 35 ostdeutschen Städten vertreten.

Neue Arbeitsfelder tun sich auf: Von 1991 an verstärkt der IB sein Engagement in der Seniorenhilfe. Neben Essen auf Rädern (1993) und der Mobilen Hilfe (1994) gehören auch das Lernkolleg (1996) und die Initiative pro Arbeit (1997) zu den neuen Angeboten. Der IB ist Betreiber von mehr als 50 Kindertagesstätten in ganz Deutschland. 1999 unterhält der IB über 700 Einrichtungen an 300 Orten. 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen jährlich rund 350.000 Menschen.

 

1999 bis 2009: Stärke durch Vielfalt - Neuausrichtung als Unternehmensgruppe
Direkt vor und nach der Jahrtausendwende steht der Internationale Bund vor der größten Herausforderung in seiner Geschichte. Die Agenda 2010 und die Hartz-Reformen verändern den Arbeitsmarkt. Der IB erinnert sich an seine Anfänge und reagiert mit einer Neuausrichtung. Er wandelt sich vom Zuwendungsempfänger zum aktiven Anbieter von Dienstleistungen in den Bereichen Soziale Arbeit und Berufliche Bildung. Seit 2001 arbeitet an seiner Spitze ein hauptamtlicher Vorstand, beraten von einem ehrenamtlichen Präsidium. Mit verschiedenen Rechtsformen neben dem Verein, entwickelt sich der IB zu einer Unternehmensgruppe und stärkt so seine Stellung am Markt.

„Stärke durch Vielfalt“: Auch die inhaltliche Bandbreite seiner Programme sichert das Dienstleistungsunternehmen IB im Wettbewerb ab. Darüber hinaus d trägt der Aufbau der internationalen Arbeit Früchte: das Know-how des IB ist im Ausland mehr und mehr gefragt.

2009 ist der IB auch ein wichtiger Anbieter im Bereich Kindertagesstätten, Seniorenarbeit und zudem anerkannter Schulträger. Er beschäftigt jetzt mehr als 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in rund 700 Einrichtungen und Zweigstellen an 300 Orten in Deutschland.


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