"Der IB ist eine starke Stimme für Demokratie und soziale Verantwortung"


Der Historiker Dr. Andreas Kossert (l.) hielt am Freitag den Festvortrag, die IB-Präsidentin Petra Merkel begrüßte die Gäste, unter ihnen auch Tübingens OB Boris Palmer.

Am 11. Januar ist der IB 70 Jahre alt geworden. Gegründet 1949 in Tübingen, ging es dem IB zunächst vor allem um den Einsatz für Jugendliche, die – getrennt von ihren Eltern und vielfach vertrieben aus ihrer Heimat – nicht wussten, was sie aus ihrem Leben machen sollten. Die Gründer des IB und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ersten Stunde wollten dem tausendfachen Leid nicht einfach tatenlos zusehen, sondern diesen jungen Menschen Chancen und Zukunftsperspektiven geben. Das sind die Wurzeln des IB. Und in den vergangenen sieben Jahrzehnten ist er ihnen immer treu geblieben – bis heute.

Die Zielgruppen haben sich allerdings verändert. Mal waren es hauptsächlich Deutsche aus dem Osten des Landes, die im Westen eine neue Heimat gesucht haben. Dann kamen viele Russlanddeutsche, Deutsche aus Siebenbürgen, dem Banat oder anderen Siedlungsgebieten, es kamen jüdische Zuwanderer aus dem Osten oder Arbeitsmigrantinnen und -migranten aus Südeuropa hinzu. Ihnen folgten Kriegsflüchtlinge aus verschiedenen Krisengebieten der Erde. Ihnen allen hat der IB geholfen, in diesem Land anzukommen – ob auf Dauer oder nur für eine begrenzte Zeit. Nebenbei ist der IB zu einem der größten Anbieter in den Bereichen der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit geworden.

„Der IB ist eine starke Stimme für Vielfalt, Demokratie und soziale Verantwortung“, sagte Prof. Dr. Karin Amos, Prorektorin der Universität Tübingen, anlässlich des Festaktes am vergangenen Freitag am Ort seiner Gründung. Und der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer ergänzte: „Ohne Organisationen wie den IB hätten wir die Situation mit den Flüchtlingen in den vergangenen Jahren nicht bewältigt.“ Der IB, so Palmer, sei das beste und wohlgeratenste Kind der Stadt Tübingen. Bis zu einem Drittel aller Deutschen habe selbst einen Migrationshintergrund, erinnerte der Historiker Dr. Andreas Kossert in seinem Festvortrag. Die Flüchtlinge der Nachkriegsjahre seien eine schwere Hypothek für den jungen deutschen Staat im Westen gewesen. Die Integration junger ehemaliger NS-Funktionäre in die neue pluralistische Gesellschaft und die Förderung ihres sozialen und kulturellen Engagements haben sich dabei im besten Sinne als demokratiebildende Arbeit erwiesen, so Kossert. „Die Arbeit mit Flüchtlingen gehört zur Gründungs-DNA des IB“, sagte er. Der IB dürfe seinen inneren Kompass auch in Zeiten des Populismus nicht aus den Augen verlieren.

Dr. Hans Geisler, Vorsitzender des IB-Bundeskuratoriums und ehemaliger stellvertretender sächsischer Ministerpräsident, berichtete  in Tübingen von seiner eigenen Flucht aus Niederschlesien. Dieses Ereignis habe ihn und seine Familie bis heute geprägt.

„Ich bin jedenfalls stolz auf unseren IB“, so die IB-Präsidentin Petra Merkel in Tübingen. „Wir haben nicht nur ein Stück Nachkriegsgeschichte geschrieben, sondern in den 70 Jahren unserer Existenz zu Frieden und sozialer Gerechtigkeit in diesem Land beigetragen.“

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