„Der Bund kann auch ohne umfangreiche finanzielle Mittel viel erreichen“


Die Anfragen kommen vor allem von Kliniken im Westen und Südwesten der Republik: Seit 2010 hat der IB mehr als 2000 Krankenpflegerinnen und -pfleger, Hebammen und Kinderkrankenpflegekräfte an Krankenhäuser und Universitätskliniken vermittelt. Die meisten von ihnen stammen aus Regionen in Italien mit hoher Arbeitslosigkeit, aber auch Fachleute aus Spanien und vom Balkan sind darunter. Aktuell streckt der IB seine Fühler auch nach Griechenland aus, in Bosnien, Serbien und Mazedonien ist er schon.

„Wir achten natürlich besonders darauf, dem regionalen Arbeitsmarkt keine Fachkräfte zu entziehen, die dort selbst gebraucht werden“, sagt Gerardo Cardiello vom IB in Stuttgart. „Aber in einigen Bereichen Italiens liegt beispielsweise die Jugendarbeitslosigkeit bei 60 Prozent. Gleichzeitig ist die Ausbildung von Pflegekräften in Italien hervorragend. Hier nehmen immer wieder gerne ausgebildete Fachleute die Chance wahr, in Deutschland beruflich neu anzufangen“, so Cardiello. In Pirmasens in der Pfalz ist der IB ebenfalls im Auftrag von Kliniken aktiv und hat seit 2015 schon mehr als 100 Pflegefachkräfte aus dem Ausland vermittelt. Aufgabe des IB ist es nicht nur, die Interessenten zu finden. Er kümmert sich auch um die Anerkennung der Qualifikation, hilft in seinen Sprachinstituten beim Deutschlernen und bietet für die  Zeit der Eingewöhnung in IB-eigenen Häusern ein Dach über dem Kopf.

„Wir wissen, dass es klappen kann, deshalb begrüßen wir die angekündigte Initiative von Gesundheitsminister Spahn, Familienministerin Giffey und Arbeitsminister Heil zur Unterstützung der Fachkräfteakquise im Ausland auch ausdrücklich“, sagt die IB-Präsidentin Petra Merkel. „Bei der Anerkennung von Qualifikationen, bei der Vergabe von Visa für Menschen aus Nicht-EU-Ländern und der Beschleunigung von Einreiseverfahren durch die deutschen Vertretungen im Ausland kann der Bund eine Menge erreichen, ohne dass dafür umfangreiche finanzielle Mittel bereitgestellt werden müssten“ so Merkel. Die Kosten für die Fachkräfteakquise tragen aktuell noch die Einrichtungen, in deren Auftrag der IB aktiv ist. „Wir appellieren dringend darum, jetzt die Erfahrungen von Trägern wie dem IB zu nutzen, der schon seit vielen Jahren in diesem Bereich aktiv ist.“

Als wichtiges Mitglied in europäischen Netzwerken und Zusammenschlüssen wie Solidar und dem Europäischen Verband Beruflicher Bildungsträger (EVBB) wird der IB seine Kontakte in Europa nutzen, um die Initiative zu einem Erfolg werden zu lassen, verspricht die IB-Präsidentin. „Wir müssen aber auch den sozialen Ausgleich im Auge haben. Es kann nicht sein, dass wir als reiches Industrieland eigene Lücken im Pflegebereich schließen und dann in anderen Ländern Arbeitskräfte fehlen.“ Darauf, so Petra Merkel, werde der IB besonders achten.

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